Die Geschichte der Piercings
Dass Piercings nicht von heute auf morgen modern geworden sind, weiss wahrscheinlich jeder. Während Piercings in den Ohren, in der Nase und an sonstigen Körperstellen weitestgehend akzeptiert werden und in unserer Gesellschaft, vor allen in den jüngeren Generationen, viel zu sehen sind, wäre ein solches Szenario vor drei Jahrzehnten lange noch nicht möglich gewesen. Inzwischen gewinnen Piercings und Körpermodifikationen immer mehr an Beliebtheit und werden dadurch gesellschaftlich akzeptierter. Dass es das Konzept "Piercing" bereits deutlich länger gibt, als seit den 1990er Jahren, ist einigen Menschen nicht bewusst. Der Grund dafür ist, dass Piercings in unserer Kultur zwar erst so langsam in der Mode sind, in anderen Kulturen jedoch schon seit Jahrhunderten im Einsatz sind.
Die Ureinwohner Amerikas, Afrikas und Asiens trugen nämlich nicht nur Ohrringe, sondern auch Piercings in der Nasenscheidewand, in den Lippen und sogar in den Genitalien. Natürlich gab es damals noch keinen Chirurgenstahl. Stattdessen wurden natürliche Materialien, wie Holz, Knochen, Quarz oder Perlmutt verwendet. Die ersten Ohrlöcher lassen sich tatsächlich auf 1550 v. Chr. Datieren, denn die Totenmaske des Pharao Tutanchamun, ein bekannter, altägyptischer Pharao, weist Weitungen an den Ohrläppchen auf, was darauf schliessen lässt, dass auch der Pharao gepiercte, oder sogar geweitete, Ohrläppchen hatte. Wer sich Buddha-Statuen oder Relikte aus den Zeiten der Azteken genauer ansieht, der wird erkennen, dass auch in diesen Statuen und Skulpturen geweitete oder gepiercte Ohrlöcher angedeutet werden.
Eine andere Art der Body-Modification, die eine jahrhundertelange Tradition hat, sind die Tellerlippen der Mursi, einer Bevölkerungsgruppe in Äthiopien. Tatsächlich ist die stark-geweitete Unterlippe, in die eine dünne Tonscheibe eingesetzt wird, ein Schönheitsmerkmal in dieser Kultur. Je grösser der Teller übrigens ist, desto höher ist das Ansehen des Trägers. Auch aus der Religion sind Piercings entstanden. So werden in Indien im Rahmen des Karnavedha-Rituals (ein hinduistisches Ritual) die Ohrlöcher von Kindern durchstochen, um sie vor Krankheiten zu schützen.
In unserer westlichen Kultur fanden Piercings bei Männern erst seit den 1970er Jahren Liebhaber, während sie vorher nur bei Frauen geduldet waren. Die einzige Ausnahme hier kann im Berufsfeld der Zimmerleute gefunden werden, die sich traditionell im Rahmen der Walz ein Ohrloch mit einen Zimmermannsnagel gestochen haben. Schlussendlich fing unsere Piercing-Besessenheit erst in den 1960ern an, als Hippies Nasen- und Ohrpiercings aus Reisen, wie aus Indien, mit in unsere westliche Kultur brachten. Seitdem waren Piercings jedoch nicht mehr aus unserer Gesellschaft wegzudenken und das Tragen von Ohrringen wurde, gerade für Frauen und Mädchen, als normal angesehen. Durch die Globalisierung fanden schlussendlich immer mehr Gleichgesinnte zueinander, weswegen die Piercing-Szene auch bei uns immer exzentrischer und ausgefallener wird. Inzwischen lässt sich auf unseren Straßen fast alles erkennen, was die Piercing-Szene herzugeben hat und das ist auch gut so. Piercings sind eine tolle Art, die eigene Persönlichkeit auszudrücken und zu unterstreichen und sind wir mal ehrlich: Es sieht auch einfach cool aus!